Windenergie Reihe Teil 4 – Akzeptanzmaßnahmen

Christian NickelAllgemein

Nachdem in den bisherigen Newslettern der Windenergiereihe auf konkrete Probleme in der Projektierung und der Genehmigung der Anlagen eingegangen wurde, soll in dem aktuellen Beitrag der Fokus auf ein deutlich größeres Problem im dicht besiedelten Deutschland gelegt werden. Im Zuge des Windkraftausbaus an Land fühlen sich viele Anwohner, vor allem private Anrainer und Eigentümer, übergangen und nicht ausreichend in Bezug auf ihre Bedenken und Wünsche gewürdigt. In diesem Text sollen nicht ausschließlich Akzeptanzmaßnahmen, sondern die Bandbreite an Möglichkeiten die Akzeptanz und Unterstützung zu steigern, dargestellt werden.

Seit Beginn des Windenergieausbaus werden Wege gesucht, die Gemeinden und Bürger nicht nur durch Pachtverträge für die Flächen am Zubau der Energieerzeuger zu beteiligen, sondern den Gemeinden weitere Entschädigungen oder Boni durch zusätzliche Maßnahmen zu ermöglichen. So gibt es viele verschiedene Kooperationsmöglichkeiten hinsichtlich der Infrastruktur und Einrichtungs­stätten, die auf Grund der Erfahrungen der Projektierer und mit deren Unterstützung deutlich leichter für die Gemeinden zu realisieren sind. Aber nur die Verbesserung von Wegen oder zusätzliche Begegnungs­stätten, hier beispielhaft gewählt, führen bei der Bevölkerung nur selten zu einem größeren Rück­halt. Vor allem der Eingriff ins Landschaftsbild und die damit einhergehenden Ängste vor Wert- und Lebensqualitätsverlust wollen frühzeitig aufgefangen und ausgeräumt werden.

Daher gehen Projektierer inzwischen deutlich transparenter mit den Zubau-Auswirkungen und der Planung um. Zumeist wird frühzeitig nach der ersten Kontaktaufnahme der direkt Beteiligten auch der Rest der Bürger über die Planung, sollte sie in eine gesicherte Phase eintreten, informiert. Um die Prozesse rund um die Genehmigung aktiver bei den Bürgern zu platzieren, bieten sich Informations­blätter, Gemeindeinformationsveranstaltungen und offene Gespräche sowie Präsentationen an. Denn bei der Akzeptanz geht es nicht nur um diese selbst, sondern vor allem um das Ausräumen von Sorgen und dem Schaffen eines gemeinsamen Konsenses, bei dem sich Beteiligte wahrgenommen und einbezogen fühlen.

Die Genehmigung und Bewilligung durch Eigentümer von Windkraftanlagen stehen nicht immer im Interesse der Bürger, die sich dann trotz sachlicher Argumente oder finanzieller Anreize, wie Beteiligungsmodelle an Anlage und Energieerträgen, wenig überzeugt vom Zubau vor der eigenen Haustür zeigen. Ins­besondere die Komplexität der regulatorischen Maßnahmen und Konzepte, wie Schattenwurfabschaltungspläne, Schallkonzepte oder Ausgleichsflächen, wirken hier oft schlecht greifbar und auf Grund der geringen Transparenz der Verfahren eher hinderlich. Die wirt­schaft­liche Akzeptanz stellt nur einen Hebel zur Überzeugung dar, der sehr eindimensional wirkt. Auch fachliche Argumente zum Umwelteinfluss der Anlagen und deren Relevanz sowie marktpolitische Aspekte, wie eine bessere, günstigere und nachhaltigere Energieversorgung, die mit Speichersystemen ganze Gemeinden zum Teil unabhängiger machen könnten, prägen das Bild eher übergeordnet. Um die lokal wirkenden Projekte direkt mit positiver Resonanz oder zumindest in einem offenen Diskurs umsetzen zu können, sollte der Bevölkerung frühzeitig auf vielen Ebenen eine transparente Kommunikation mit zahlreichen Kompensationsmaßnahmen angeboten werden.

Aus bisherigen Erfahrungen entsteht zudem die Erkenntnis, dass die öffentliche Meinung und auch die Darstellung der Medien für die Gruppenakzeptanz einen nicht zu unterschätzenden Faktor bildet. Bereits vor der Planung von Projekten haben Projektierer mit einer negativen Voreinstellung der Gesprächspartner selten eine Chance zum Diskurs. Mitunter ist die mediale Darstellung und der Informationsfluss in Kombination mit dem gesellschaftspolitischen Zwang ein Motivator zu einer Trotzhaltung, die in vielen Fällen selbst mit guten Argumenten nicht mehr ausgeräumt werden kann. Einer breiten Akzeptanz wären die vielen positiven Verfahren und Projekte mit hoher Zufriedenheit deutlich zuträglicher als einzelne Negativfälle, welche als klassische Verhinderungsbeispiele medial aufgearbeitet werden und so einer ganzen Reihe von Verhinderungsplanungen eine Plattform bieten.

Abschließend kann kein konkreter Umgang mit Ansprechpartnern und Bevölkerung vor­geschlagen werden. Die Ziele und Maßnahmen sind zumeist sehr lokalspezifisch und orientieren sich an den Bedürfnissen der Gemeinden und Personen, die involviert sind. Generell sollte aber die offene Kommunikation und eine klare Absichtsbekundung der Schlüssel für einen Diskurs darstellen, um entsprechende Maßnahmen und Kompensationen, sollten Sie denn notwendig sein, in die Wege zu leiten.